Frau steht gekrümmt vom Sofa auf und stützt Ihren Rücken mit den Händen
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Rückenschmerzen durch Knochenschwund der Wirbelsäule

Osteoporose: Wenn der Knochen im Rücken schwindet

Von: Kathrin Sommer (Medizinautorin)
Letzte Aktualisierung: 03.02.2020

Wenn Frauen nach der Menopause der Rücken schmerzt, kann es sich um eine Osteoporose handeln. Der krankhafte Abbau der Knochenmasse ist vor allem eine Folge des Hormonmangels nach den Wechseljahren.

Davon betroffen sind sowohl Männer als auch Frauen, allerdings ist der Verlust an Knochenmasse bei Frauen höher. Vor allem in den ersten Jahren nach der Menopause kommt es aufgrund des Mangels an Östrogenen zu einem besonders starken Abbau von Knochenmasse. In der Folge verändert sich die Struktur des Knochengewebes. Die Knochen verlieren ihre Festigkeit und Elastizität, sodass langfristig eine hohe Gefahr von Wirbelkörper- und Knochenbrüchen (Frakturen) besteht.

Das menschliche Skelett ist während des gesamten Lebens ständigen Umbauprozessen ausgesetzt. Im Kindes- und Jugendalter überwiegen die knochenaufbauenden Vorgänge, ab dem 30. Lebensjahr etwa halten sich abbauende und aufbauende Prozesse die Waage. Im höheren Lebensalter verschiebt sich das Gleichgewicht zugunsten des Knochenabbaus.

Osteoporose verursacht (Rücken-)Schmerzen

Osteoporose beginnt oftmals schleichend, die Patienten bemerken zunächst nichts von ihrer Erkrankung. In fortgeschritteneren Stadien hingegen können erhebliche Schmerzen auftreten. Besonders heftig sind die Schmerzen bei einem Bruch der Wirbelkörper. Sie werden von den Patienten als plötzlich einschießend und scharf beschrieben. Meist klingen sie innerhalb einiger Wochen ab.

Aber auch chronische, also anhaltende Rückenschmerzen können entstehen. Die Wirbelsäule beginnt sich aufgrund von osteoporosebedingten Wirbelkörperbrüchen zu verformen, sodass es zu Fehlhaltungen und dadurch Fehlbelastungen von Rückenmuskeln kommt. Schmerzhafte Verspannungen im Rücken sind die Folge, die als dumpf beschrieben werden und sich über die gesamte Wirbelsäule verteilen.

Knochendichtemessung bei Rückenschmerzen: Osteoporose erkennen

Die Knochendichtemessung (Osteodensitometrie) zeigt an, ob eine Osteoporose vorliegt und wie groß das Risiko für Wirbelkörper- und Knochenbrüche einzuschätzen ist. Aus den Ergebnissen der Knochendichtemessung können eventuell notwendige Behandlungsmaßnahmen abgeleitet werden.

Eine Knochendichtemessung wird allerdings nur empfohlen, wenn tatsächlich Risiken für einen Knochenschwund vorhanden sind. Solche Risikofaktoren, die zur Durchführung einer Knochendichtemessung berechtigen, sind abhängig vom Lebensalter:

  • Frauen 50-60 Jahre, Männer 60-70 Jahre: Wirbelkörperbruch, Knochenbruch nur im Einzelfall
  • Frauen 60-70 Jahre, Männer 70-80 Jahre: Wirbelkörperbruch, Knochenbruch, Bruch am körpernahen Ende des Oberschenkels bei einem Elternteil, Untergewicht, Rauchen, häufige Stürze, starke Bewegungseinschränkung (Immobilität)
  • Frauen > 70 Jahre, Männer > 80 Jahre: Lebensalter als alleiniges Risiko ausreichend

Verschiedene Verfahren dienen zur Bestimmung der Knochendichte

Das derzeitige Standardverfahren zur Knochendichtemessung ist die sogenannte Zweispektren-Röntgenabsorptionsmessung (Dual-X-Ray-Absorptiometrie, DXA). Es handelt sich dabei um ein Röntgenverfahren, bei dem die Knochendichte der Lendenwirbelsäule und des körpernahen Endes des Oberschenkels gemessen werden. Schon kleine Veränderungen der Knochendichte von wenigen Prozent lassen sich mit dieser Methode feststellen. Zudem liegen umfangreiche Datensammlungen mit Vergleichswerten für Frauen und Männer unterschiedlicher Altersklassen vor, weshalb die Untersuchung hinsichtlich des Knochenbruchrisikos als aussagekräftig gilt. Sie kann alle zwei Jahre wiederholt werden.

Die sogenannte quantitative Computertomographie erlaubt neben der Bestimmung der Knochendichte auch eine bildliche Darstellung der Knochenfeinstruktur. Allerdings ist die Strahlenbelastung bei diesem Verfahren erheblich höher als bei der DXA, weshalb sie zur Verlaufskontrolle bei bestehender Osteoporose nicht empfohlen wird. Mithilfe quantitativer Ultraschallverfahren wird die Geschwindigkeit des Ultraschalls auf dem Weg durch beispielsweise Finger, Mittelhand, Mittelfuß oder Fersen- / Schienbeinbereich gemessen. Dies erlaubt Aussagen zur "Steifigkeit" des Knochens, aus der sich das Knochenbruchrisiko ableiten lässt. Eine Messung der Knochendichte selbst ist mit Ultraschall nicht möglich. Da diese jedoch im Falle einer Osteoporose unumgänglich ist, um beispielsweise den Erfolg einer medikamentösen Therapie beurteilen zu können, muss zusätzlich eine DXA durchgeführt werden. Im Allgemeinen gilt deshalb die DXA als Methode der Wahl.

Wer trägt die Kosten der Untersuchung?

Eine Untersuchung zur Knochendichtemessung sollte von einem Facharzt für Orthopädie vorgenommen werden, der Erfahrung bei der Diagnostizierung von Osteoporose hat. Die Untersuchung ist eine "Individuelle Gesundheitsleistung" (IGel), gehört also nicht zum Leistungskatalog der Gesetzlichen Krankenversicherung. Der Patient muss deshalb die Ausgaben für eine Knochendichtemessung in der Regel selbst tragen, nur in Ausnahmefällen, etwa bei Vorliegen bestimmter Risikofaktoren, findet eine Kostenübernahme durch die Krankenkasse statt. Die Kosten für eine DXA belaufen sich laut der Gebührenverordnung für Ärzte derzeit auf 17,50 bis 32,00 EUR.

Schmerzen gezielt behandeln

Auch ganz unabhängig vom Ort des Geschehens wird die Osteoporose von Betroffenen als große Belastung empfunden. Die Patienten fühlen sich "zerbrechlich" und schränken ihre körperlichen Aktivitäten ein: Zum einen, weil sie dabei große Schmerzen haben, zum anderen aus Angst vor weiteren Brüchen.

Die Einschränkung der Beweglichkeit führt zu einem Teufelskreis, da Bewegungsmangel den Verlust von Knochensubstanz noch verstärkt. So lange jedoch die Schmerzen bestehen, lassen sich Osteoporose-Patienten kaum dazu bringen, an einem Bewegungstraining teilzunehmen, das die knochenaufbauenden Prozesse aktiviert und den Zustand der Knochenstruktur verbessert. Aus diesem Grund sollten die Schmerzen gezielt mit Medikamenten (zum Beispiel kortisonfreien Entzündungshemmern, Opioiden oder muskelentspannenden Medikamenten wie Flupirtin) und physiotherapeutischen Maßnahmen (Krankengymnastik, Kälte- und Wärmeanwendungen) behandelt werden.

Wie lässt sich Osteoporose aufhalten?

Körperliche Bewegung fördert die knochenaufbauenden Prozesse, verbessert die Knochenstruktur und stärkt die Muskeln. Das Risiko von Osteoporose oder Knochenbrüchen im Alter lässt sich deshalb durch regelmäßige Bewegung senken. Sportliche Höchstleistungen sind dabei nicht gefragt. Schon längere Spaziergänge stellten eine optimale Anforderung an den Bewegungsapparat dar.

Wichtig ist zudem eine gesunde ausgewogene Ernährung , die ausreichend Kalzium enthält. Kann der Bedarf an Kalzium durch Lebensmittel nicht gedeckt werden, wird die Einnahme von Kalziumtabletten empfohlen. Auch Vitamin D3 sollte bei Bedarf über Tabletten zugeführt werden.

Besteht ein hohes Risiko für osteoporosebedingte Wirbelkörper- und Knochenbrüche, können spezielle Medikamente eingenommen werden, die das Risiko nachweislich senken (etwa Raloxifen, Bisphosphonate wie Alendronat, Ibandronat). Auch eine Einnahme von Östrogenen oder eine Kombinationstherapie mit Östrogenen und Gestagenen ist sehr gut wirksam. Eine medikamentöse Therapie sollte mit dem behandelnden Arzt genau abgestimmt werden.