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einschlafende Arme, kribbeln von HWS mit Nackenverspannungen?

Kategorie: Knochen-Gelenke » Expertenrat Rückenschmerzen | Expertenfrage

05.06.2008 | 12:22 Uhr

Hallo Hr. Dr.
jetzt hab ich schon von mehreren Seiten gehört, daß einschlafende ganze Hände/Arme meist von der HWS herkommen können. Diesbezüglich hab ich allerdings schon vor acht Jahren !! eine MRT-Aufnahme bekommen. Wären Sie so freundlich und würden den Befund - soweit möglich - mit der Indikation Kribbelparästhesien in allen fünf Fingern bds interpretieren? Vielleicht hat man damals was übersehen oder es war noch nicht richtig ersichtlich auf den Bildern. Hier der Befund:

Steilgestellte HWS. Normale Darstellung der WK und Wirbelbögen. Keine knöchernen Destruktionen. Geringe linkskonvexe Fehlhaltung. Die Bandscheibenräume der mittleren und unteren HWS mäßig höhengemindert. Im Segment C4/5 geringe links paramediane Vorwölbung von Bandscheibenmaterial in den Spinalkanal hinein. Der Liquorraum ventral des Myelon noch erhalten. Das Myelon nicht verformt. Die Foramina ausreichend weit. Im Segment C5/6 geringe linksbetonte Vorwölbung von Bandscheibenmaterial in den Spinalkanal hinein. Kleine osteophytäre Randzacken. Der Liquorraum ventral des Myelon scheint hier aufgebraucht. Das Myelon selber nicht verformt und ohne Signalauffälligkeiten. Die Foramina ausreichend weit, im Segment C6/7 annähernd mediane breitflächige Vorwölbung von Bandscheibenmaterial in den Spinalkanal hinein. Auch hier der Liquorraum ventral des Myelon noch gerade eben erhalten. Mäßige Einengung des Foramen intervertebrale rechtsseitig durch unkarthrotische Kantenausziehungen. Die Weichteile im Bereich des cervicothorakalen Überganges und der oberen Thoraxapertur seitengleich und regelrecht. Die großen Gefäßstränge hier glatt abgrenzbar. Auch hier kein Nachweis einer Halsrippe. Entlang der jugulären Gefäßstränge bds. recht große, aber längsovale Lymphknoten erkennbar, mit einem Durchmesser bis zu 1,5cm. Auch links supraclaviculär eine rundliche, etwa 1,5cm große RF, die einem vergrößerten Lymphknoten entsprechen könnte.

Beurteilung:
Beginnende Osteochondrose der mittleren und unteren HWS mit mehreren breitflächigen Bandscheibenprotrusionen. Kein BSV. Keine sichere Wurzel- oder Myelonkompression. Einengung des Foramen intervertebrale C6/7 rechts durch unkarthrotische Kantenausziehungen. Kein Nachweis einer Halsrippe. Nebenbefundlich vergrößerte Lymphknoten entlang der jugulären Gefäßstränge, rechts mehr als links und V.a. einen weiteren Lymphknoten supraclaviculär links. Sonographische Kontrolle empfohlen.

Hier wurde hauptsächlich durch den Neurologen nach einer zusätzlichen Halsrippe geforscht (Thoracic Outlet).

Meine Fragen:
Geht das nicht in Richtung Spinalkanalstenose?
Was hat es mit dem Liquorraum auf sich, Zusammenhang mit dicken Lymphknoten (die sind nämlich in Ordnung!)?? Wegen Leukozyten im Liquor.

Ich bin übrigens männlich, 36 Jahre alt, 170cm groß und wiege 58kg und habe starke bis sehr starke Nacken-, Rückenverspannungen muskulärer Seite (Bänder, Sehnen).
Habe auch große Bewegungseinschränkungen des linken Armes nach oben zu strecken (Schmerzen ab 90Grad). Starker Schwindel ist mitunter auch dabei.

Vielen dank für Ihre Mühe.

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06.06.2008, 09:13 Uhr
Antwort

Sehr geehrter Anonymus,

ich danke für Ihre Mail vom 05.06.08.

Der ausführliche Befundbericht Ihrer MRT-Untersuchung beschreibt einen mittelgradig ausgeprägten „Verschleiß“ der mittleren unteren Halswirbelsäulenabschnitte. Hierbei ist insbesondere die Bandscheibe zwischen dem 5. und dem 6. Halswirbel so verändert, dass der angrenzende Knochen der Wirbelkörper sich vermehrt hat und den Rückenmarksraum etwas einengt.

Im Rückenmarksraum (Spinalkanal) schwimmt das Rückenmark mit seinen Nervenwurzeln in einer Flüssigkeit (Liqour). Dieser Raum ist auf Höhe der Bandscheibe zwischen dem 5. und dem 6. Halswirbel von vorne her etwas eingeengt. Das Rückenmark selbst (Myelon) hat dabei im MRT keine Schädigungszeichen.

Im weitesten Sinne handelt es sich also durchaus um eine Einengung des Spinalkanals und somit um gewisse Kriterien einer Spinalkanalstenose. Die Einengung ist jedoch sehr gering und erfüllt nicht die formalen Kriterien zur Stellung der Diagnose einer Spinalkanalstenose.

Die vergrößerten Lymphknoten haben zunächst nichts mit dem Liqourraum zu tun. Weiße Blutkörperchen spielen hier keine Rolle. Hier handelt es sich wohl eher um einen Zufallsbefund von Halslymphknoten, die häufig auch bei gesunden Menschen in der angegebenen Größe vorhanden sind.

Das Einschlafen der gesamten Hände und Arme scheint nicht aufgrund der im MRT zu erkennenden Veränderungen zu bestehen.

Eine nervenärztliche Untersuchung müsste hier ganz klar Aufklärung geben. Sollten sich hier keine Hinweise für eine Nerven- oder Rückenmarksschädigung geben, scheint an Rückenmark oder an den Halsnervenwurzeln nicht die Ursache zu liegen.

Die von Ihnen mitgeteilten Befunde der MRT-Untersuchung lassen jedoch schon darauf schließen, dass Ihre Nacken- und Rückenverspannungen von der Wirbelsäule herrühren. Die Bewegungseinschränkung des Armes scheint eher auf ein Schultergelenkproblem zurückführen zu sein. Ein Orthopäde müsste Ihnen hier eine klare Diagnose stellen können. Der starke Schwindel sollte Hals-Nasen-Ohren-ärztlich und neurologisch abgeklärt werden. Er lässt sich nicht mit dem MRT-Befund erklären.

Mit freundlichen Grüßen


Dr. A. Pingsmann

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06.06.2008, 09:49 Uhr
Antwort

Sehr geehrter Hr. Dr. Pingsmann,

haben sie großen Dank für Ihre ausführliche Berichterstattung.
So hat mir das noch kein Arzt erklärt und es hat mir sehr weitergeholfen.
Die Überweisung zu dieser MRT hat ein Neurologe gemacht.
Dieser konnte auch keine Schädigung des Rückenmarks für die einschlafenden Arme finden.
Nächste Woche bin ich aufgrund der Schulter beim Orthopäden.
Ich denke, daß dann die einschlafenden Arme/Hände irgendwo im Raum zwichen Rückenmark und Schulter so gereizt werden, daß die Symptome erscheinen. Wegen der verspannten Muskulatur, die wiederum, wie Sie sagen, durchaus durch die Veränderungen in der HWS herkommen können? Ein früherer Orthopäde von mir meinte, das sei ein Impingiment-Syndrom (gemacht wurde dagegen aber nichts!).
Könnte hierbei auch das Armnervengeflecht betroffen sein (Subakromialraum)?

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16.06.2008, 09:05 Uhr
Antwort

Sehr geehrter Anonymus,

ich danke für Ihre erneute Mail vom 06.06.2008.

Es freut mich zu hören, dass keine Rückenmarksschädigung bei Ihnen vorliegt. Grundsätzlich kann immer eine Schädigung des Armnervengeflechtes vorliegen. Das so genannte Impingement bezieht sich jedoch nicht auf das Armnervengeflecht, sondern auf das Schultergelenk und hier insbesondere auch auf die Sehnenkappe und den Oberarmkopf. Hierbei handelt es sich nicht um eine Problem des Rückens, so dass ich in dieser Hinsicht um Ihr Verständnis bitte, wenn ich nicht zu detailliert darauf eingehe. Von orthopädischer Seite sollte bei einer körperlichen Untersuchung relativ leicht feststellbar sein ob ein so genanntes Impingement bei Ihnen vorliegt.

Mit freundlichen Grüßen


Dr. A. Pingsmann

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