Frau mit Kreuzschmerzen auf dem Sofa
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Wenn der untere Rücken schmerzt

Kreuzschmerzen – Ursachen und Tipps zur Behandlung

Von: Silvana Schönit (Medizinautorin)
Letzte Aktualisierung: 28.05.2020

In etwa zwei Drittel der Fälle äußern sich Rückenschmerzen auch im Bereich des Kreuzes. Doch wo genau befindet sich "das Kreuz"? Als "Kreuz" bezeichnet man den Bereich des unteren Rückens – die Lendenwirbelsäule (LWS). Kreuzschmerzen können auf den unteren Rücken begrenzt sein oder sich zusätzlich in anderen Körperregionen, wie den Beinen, äußern. Welche Ursachen gibt es und was kann man selbst dagegen tun?

Akute und chronische Kreuzschmerzen

Von Kreuzschmerzen sind die meisten Deutschen mindestens einmal in ihrem Leben betroffen. Oft sind die Schmerzen von kurzer Dauer und verschwinden von alleine wieder, sie können aber auch dauerhaft oder wiederkehrend auftreten.

Man unterscheidet akute von chronischen Rückenschmerzen, wobei akute Rückenschmerzen einen Beschwerdezustand von weniger als sechs Wochen beschreiben und ab zwölf Wochen Beschwerdedauer von chronischen Rückenschmerzen gesprochen wird. Beschwerden, die zwischen sechs und zwölf Wochen andauern, werden entweder als subakute oder, je nach Definition, auch schon als chronische Rückenschmerzen bezeichnet.

Was sind unspezifische Kreuzschmerzen?

Kreuzschmerzen lassen sich unterscheiden in spezifische und unspezifische Schmerzen.

Bei unspezifischen Kreuzschmerzen findet sich keine eindeutige Ursache für die Beschwerden, die in der Regel auch von alleine wieder verschwinden. 85 Prozent der Betroffenen leiden an dieser Form der Kreuzschmerzen.

Faktoren, welche die Schmerzen beeinflussen oder an ihrer Entstehung beteiligt sein können, sind unter anderem:

  • Stress
  • Bewegungsmangel
  • Fehlbelastungen durch langes Sitzen
  • Schwere körperliche Arbeit oder häufige einseitige Belastung des Rückens
  • Depressionen
  • Familiäre Häufung von Kreuzschmerzen

Spezifische Kreuzschmerzen und ihre Ursachen

Bei spezifischen Kreuzschmerzen kann eine relativ eindeutige Ursache für die Beschwerden gefunden werden. Sie müssen daher behandelt werden, indem ihre zugrundeliegende Erkrankung therapiert wird.

Als zugrundeliegende Erkrankung kommen vielfältige Krankheitsbilder in Betracht. Zu den wirbelsäulenspezifische Ursachen zählen:

  • Bandscheibenvorfälle
  • Hexenschuss (Lumbago)
  • Skoliose, eine Seitabweichung der Wirbelsäule
  • Verengung des Spinalkanals, der das Rückenmark schützt (Spinalkanalstenose)
  • Entzündungen der Wirbel (Spondylitis) oder der Wirbelgelenke (Spondylarthritis)
  • Wirbelgleiten (Spondylolisthesis)
  • Knochenbrüche

Unabhängig von der Wirbelsäule kommen auch andere Ursachen infrage:

  • (Früh-)Schwangerschaft
  • Organentzündungen, beispielsweise der Bauchspeicheldrüse oder der Gallenblase
  • Herzinfarkt
  • Einnahme von Kortisonpräparaten
  • Ausweitung der Hauptschlagader (Aortenaneurysma)
  • Gynäkologische Ursachen, wie Eierstockzysten oder Menstruation
  • Harnsteine (Urolithiasis) oder eine Nierenbeckenentzündung (Pyelonephritis), oft begleitet durch Nierenschmerzen
  • Osteoporose
  • Krebserkrankungen

Kortisonpräparate werden zum Beispiel zur Therapie von Asthma, Morbus Crohn oder Autoimmunerkrankungen, wie zum Beispiel Multiple Sklerose, eingesetzt und fördern den Knochenabbau.

Bei Frauen in der Schwangerschaft ist die Lendenwirbelsäule zusätzlicher Belastung ausgesetzt. Durch das Gewicht des Kindes wird der Bauch nach vorne gezogen und ein Hohlkreuz entsteht. Schwangere sollten daher am besten täglich Rückenübungen ausführen.

Welche Symptome hat man bei Kreuzschmerzen?

Kreuzschmerzen äußern sich durch Schmerzen im unteren Rücken zwischen dem Gesäß und dem Rippenbogen. Hier befindet sich die Lendenwirbelsäule.

Von einem Hexenschuss (Lumbago) spricht man, wenn diese Schmerzen ganz plötzlich auftreten. Im Rahmen der Rückenprobleme können Bewegungseinschränkungen und Muskelverspannungen der Rückenmuskulatur entstehen.

Häufig kommt es bei Schmerzen im Kreuz auch zu Schlafstörungen, da auch Schmerzen im Liegen auftreten. Steht man unter ständiger Anspannung und Leistungsdruck, verspannen sich die Muskeln und sie schmerzen auch nachts, wenn man sich gerne durch Schlaf entspannen würde.

Die Kreuzschmerzen können also sowohl tagsüber als auch nachts auftreten und müssen nicht auf den Rücken beschränkt sein. Sie können sowohl in ein, als auch in beide Beine ausstrahlen und hier über das Knie bis in den Fuß schmerzen. Dann spricht man von Ischialgie oder umgangssprachlich "Ischias".

Wann man schnell einen Arzt aufsuchen sollte

Im Zusammenhang mit Kreuzschmerzen können einige Symptome auftreten, die dafürsprechen, auf jeden Fall ein Arzt aufzusuchen. Zu diesen Warnhinweisen ("Red Flags"), die auf eine Schädigung von Nerven hinweisen können, zählen:

  • Harn- oder Stuhlinkontinenz (Unfähigkeit, Stuhlgang oder Urin zurückzuhalten)
  • Kribbeln oder Taubheitsgefühle in den Beinen
  • Lähmungserscheinungen der Beine
  • Nervendehnungsschmerz

Wie erfolgt die Diagnose?

Um herauszufinden, ob es sich um spezifische oder unspezifische Kreuzschmerzen handelt, müssen zunächst einige Untersuchungen durchgeführt werden, die mögliche Hinweise auf eine zugrundeliegende Erkrankung geben können.

Zu diesen Untersuchungen zählen ein Gespräch über die Schmerzen und eine körperliche Untersuchung durch den Arzt. Bei dieser können Deformitäten (Fehlbildungen), Fehlhaltungen, körperliche Beeinträchtigungen und Verletzungen festgestellt werden.

Um neurologische Ausfälle auszuschließen, werden mit dem Reflexhammer Muskeleigenreflexe getestet und das Gefühl in den Beinen untersucht.

Ein besonderer Test kann Hinweise auf das Vorliegen eines Nervendehnungsschmerzes geben, welcher einen Warnhinweis darstellt. Hierbei legt sich der Betroffene flach auf den Rücken und sein gestrecktes Bein wird angehoben. Tritt bei dieser Bewegung ein scharfer Schmerz auf, den der Betroffene im Bein und Fuß spüren kann, kann das auf eine Nervenreizung hinweisen, die zum Beispiel im Rahmen eines Bandscheibenvorfalls auftreten kann.

Bildgebende Verfahren nur bei langanhaltenden Beschwerden

Darüber hinaus können weiterführende Untersuchungen durchgeführt werden, wie bildgebende Verfahren und Labortests:

  • Zu den bildgebenden Verfahren zählen CT (Computertomographie), MRT (Kernspintomographie) und Röntgen, die verschiedene Krankheitsbilder unterschiedlich gut erfassen können.
  • Mithilfe von Labortests können erhöhte Entzündungswerte, Organschäden oder Hinweise auf spezifische entzündliche Rückenerkrankungen ermittelt werden.

Die Leitlinie zur Diagnostik von Kreuzschmerzen empfiehlt jedoch, weiterführende Untersuchungen nur bei Schmerzen, die über sechs Wochen anhalten oder solchen, die Hinweise auf eine spezifische Erkrankung liefern, durchzuführen. Zu solchen Hinweisen zählen vor allem die oben genannten Warnhinweise.

Es hat sich gezeigt, dass bildgebende Untersuchungen häufig Veränderungen an der Wirbelsäule zeigen, bei denen unklar ist, ob sie die Schmerzen wirklich verursachen – denn oftmals lassen sie sich auch bei Menschen ohne Schmerzen finden. Die Therapie würde dem Betroffenen also keinen Nutzen bringen.

Behandlung: Was hilft gegen Kreuzschmerzen?

Die Behandlung unterscheidet sich bei spezifischen und unspezifischen Kreuzschmerzen:

  • Da spezifischen Schmerzen eine eindeutige Ursache zugrunde liegt, kann man diese oft gezielt behandeln.
  • Bei unspezifischen Schmerzen – und damit bei weit über der Hälfte der Betroffenen – können nur allgemeine Therapiemaßnahmen ergriffen und die Schmerzsymptome behandelt werden.

Was tun bei Kreuzschmerzen?

Von Bettruhe ist in der Therapie von Kreuzschmerzen dringend abzuraten. Es hat sich herausgestellt, dass diese Schonung eher schädlich ist.

Bewegung spielt dagegen eine große Rolle bei der Linderung der Schmerzen. Dabei ist es wichtig, ein Mittelmaß zu finden, das weder überlastend, noch unterfordernd für die Muskulatur ist. Ohne tägliche Bewegung kann es zum Muskelschwund kommen, der die Heilung verzögern kann.

Diese nicht-medikamentösen Therapien kann man bei unspezifischen Kreuzschmerzen anwenden:

  • Bewegungstherapien
  • Rückenschule
  • Akupunktur
  • Massage
  • Entspannungstechniken
  • Wärmetherapie
  • Einrenken (Chirotherapie)

Diese möglichen Therapieformen werden im Folgenden kurz erläutert.

Bewegungstherapien und Rückenschule

Bewegungstherapien sollen die allgemeine Bewegung unterstützen, wenn diese nicht ausreicht. Sie werden durch Fachtherapeuten begleitet und können Krankengymnastik mit einem Physiotherapeuten, aber auch angeleitete Kurse umfassen. Diese Methode kann bei akuten Rückenschmerzen (weniger als sechs Wochen anhaltend) helfen und wird vor allem bei chronischen oder subakuten Schmerzen auch in Kombination mit Patientenschulungen angewendet.

Diese Patientenschulungen werden als "Rückenschule" zusammengefasst. Diese hilft Betroffenen, gezielte Übungen zu erlernen, mithilfe derer sie ihre Muskulatur stärken und die Schmerzen lindern können. Ob diese Therapieform auch bei akuten Rückenschmerzen helfen kann, ist umstritten.

Akupunktur und Massagen

Die Akupunktur ist eine alte Therapieform, die aus der traditionellen chinesischen Medizin stammt. Hierbei werden dünne Nadeln an bestimmten Akupunkturpunkten eingestochen und bewirken eine Linderung der Schmerzen und Entspannung der Muskulatur. Vor allem bei chronischen Kreuzschmerzen findet die Akupunktur Anwendung.

Auch Massagen können vor allem bei chronischen Beschwerden helfen. Bei akuten Schmerzen wird die Therapie durch Massagen nicht empfohlen.

Entspannungstechniken, Wärmetherapie und Einrenken

Zu den Entspannungstechniken zählt zum Beispiel die progressive Muskelrelaxation nach Jacobson (PMR). Hierbei wird das bewusste An- und Entspannen verschiedener Muskelgruppen erlernt, wodurch ein Entspannungszustand und eine bessere Körperwahrnehmung erzielt werden. Dabei sollen sich Verspannungen lösen und die Kreuzschmerzen gelindert werden.

Eine Wärmetherapie kann durch Betroffene selbst, zum Beispiel mithilfe von Wärmflaschen oder Kirschkernkissen, erfolgen. Die Wärme fördert die Durchblutung und Muskelentspannung und kann so dazu beitragen, die Schmerzen zu lindern. Kältetherapien, zum Beispiel durch Eiswickel, werden dagegen nicht zur Therapie von Kreuzschmerzen empfohlen.

Die Chirotherapie, also das Einrenken, sollte nur durch erfahrene Therapeuten erfolgen. Diese Methode kann bei unspezifischen Schmerzen in den ersten sechs Wochen durchgeführt werden.

Welche Medikamente helfen gegen Kreuzschmerzen?

Die medikamentöse Therapie dient nur als Unterstützung, um körperliche Aktivtäten zu ermöglichen. Eine alleinige Therapie mit Schmerzmitteln hilft nicht dabei, die Schmerzen langfristig zu bekämpfen.

Die Medikamente sollten in einer möglichst geringen Dosis über einen möglichst kurzen Zeitraum eingenommen werden. Vor allem die Wirkstoffe Ibuprofen, Diclofenac und Naproxen bieten sich an.

Wenn diese nicht vertragen werden oder nicht ausreichend wirken, muss auf eine andere Wirkstoffklasse umgestellt werden: die Opioide. Hierzu zählen unter anderem Tramadol, Celecoxib oder Metamizol.

Auch diese sollten nur kurzfristig eingenommen werden, weil sie das Bewusstsein dämpfen und Erbrechen hervorrufen können. Deswegen sollte eine regelmäßige Kontrolle der Medikamenteneinstellung durch den Arzt erfolgen.

Die gezielte Therapie der spezifischen Kreuzschmerzen erfolgt individuell, je nach Grunderkrankung. Zur Therapie bei einem Bandscheibenvorfall wird zum Beispiel zunächst eine Kombination aus Bewegung, Krankengymnastik, Schmerzmedikamenten und möglichen Injektionen an die Nervenwurzel versucht. Nur in schwerwiegenden Fällen sollte operiert werden.

Unterer Rücken schmerzt: Übungen für zu Hause

Die folgenden drei Übungen für zu Hause können gegen Kreuzschmerzen helfen:

Übung 1: Man steht hüftbreit und streckt die Arme gerade zu beiden Seiten aus. Dann dreht man den Oberkörper nach rechts, den Blick möglichst hinter sich selbst gerichtet. Dabei bewegen sich nicht die Beine, sondern nur der Oberkörper. In dieser Position verharrt man eine Minute, dann dreht man sich langsam zurück und wiederholt die Übung mit der linken Seite.

Übung 2: Ausgangsposition ist der "Vierfüßlerstand": Die Handflächen und Knie befinden sich auf dem Boden, der Rücken ist gerade. Zuerst wird ein „Katzenbuckel“ geformt, also ein extremer Rundrücken, nach oben hin ausgerichtet. Diese Position hält man eine Minute. Dann wechselt man zurück in die gerade Ausgangsposition, hält diese 20 Sekunden und wiederholt die Übung zehnmal. Anschließend macht man einen „Hängebauch“, indem man den Rücken komplett durchhängen lässt. Auch diese Position wird im Wechsel mit der Ausgangsposition zehnmal wiederholt.

Übung 3: Im "Vierfüßlerstand" wird der Blick auf den Boden gerichtet und der rechte Arm und das linke Bein werden angehoben und ausgestreckt. Diese Position wird eine Minute lang gehalten, dann kehrt man in die Ausgangsstellung zurück und wechselt die Seiten. Abwechselnd kann die Übung mehrere Male wiederholt werden.

Wie kann man Kreuzschmerzen vorbeugen?

Regelmäßige Bewegung hilft, Kreuzschmerzen vorzubeugen. Ratsam sind weder Hochleistungssport noch Bewegungsarmut, sondern ein Mittelmaß, bei welchem man sich täglich bewegt, etwa durch Spaziergänge. Auch verschiedene Sportarten können den Rücken stärken, beispielsweise:

Zu den Sportarten, die eher vermieden werden sollten, zählen unter anderem:

  • Tennis
  • Handball, Basketball
  • Golf
  • Hoch- oder Weitsprung

Auch Brustschwimmen zählt zu den Sportarten, die Rückenschmerzen eher verschlechtern. Rückenschwimmen dagegen kann die Beschwerden verbessern.

Welche Sportart für den Rücken am besten geeignet ist, ist individuell verschieden. Regelmäßige Bewegung ist aber auf jeden Fall sowohl in der Vorbeugung als auch in der Therapie der Kreuzschmerzen sehr wichtig.

Weitere Tipps zur Vorbeugung

Weitere wichtige Maßnahmen können am Arbeitsplatz umgesetzt werden. Hier sollte man starke körperliche Belastung ebenso verhindern wie permanentes Sitzen in schlechter Haltung.

Das Vorbeugen von spezifischen Kreuzschmerzen erfolgt individuell, je nach Ursache. Bei bereits bestehenden Frühanzeichen einer sich entwickelnden Rückenerkrankung kann man häufig nur das Auftreten von Symptomen verhindern. So sollte zum Beispiel zur Prävention eines Bandscheibenvorfalls beim Anheben von schweren Lasten vermehrt auf eine schonende Rückenhaltung geachtet werden.