Mann mit Rundrücken
© iStock.com/Staras
Zu starke Krümmung der BWS

Rundrücken: Was hilft bei Hyperkyphose?

Von: Carina Lang (Medizinautorin)
Letzte Aktualisierung: 20.05.2020

Egal, ob bei der Arbeit am Schreibtisch, vor dem Fernseher oder beim Essen: Oft ertappen wir uns dabei, unwillkürlich in gebeugter Haltung zu sitzen. Nehmen wir diese bequeme Position zu häufig ein, kann als Folge ein Rundrücken (medizinisch: Hyperkyphose) entstehen. Und dieser bringt oft nicht nur Rückenschmerzen mit sich, sondern kann auch zu weiteren Einschränkungen im Alltag führen. Was ist ein Rundrücken, welche Konsequenzen kann er haben und was hilft dagegen?

Die Wirbelsäule: Grundlage jeder Bewegung

Wir können aufrecht gehen, unseren Oberkörper drehen, uns bücken, springen, laufen und noch vieles mehr. Bei jeder dieser Aktivitäten spielt unsere Wirbelsäule eine große Rolle.

Wenn dieses perfekte Zusammenspiel von Knochen, Bandscheiben, Muskeln und Bändern jedoch nicht mehr funktioniert, führt dies bei Betroffenen zu großen Beschwerden und körperlichen Einschränkungen. Um die Problematik dahinter zu verstehen, ist zunächst ein Blick auf den Aufbau der Wirbelsäule hilfreich.

Aufbau der Wirbelsäule

Die Wirbelsäule besteht aus 24 Wirbelkörpern mit jeweils dazwischenliegenden Bandscheiben. Man teilt sie ein in:

  • Halswirbelsäule (HWS)
  • Brustwirbelsäule (BWS)
  • Lendenwirbelsäule (LWS)
  • Steißbein, das aus drei bis vier miteinander verschmolzenen Wirbeln besteht

Die Wirbelsäule besitzt eine Doppel-S-Form, die sich durch die Krümmungen der jeweiligen Abschnitte der Wirbelsäule erklären lässt. So ist die Halswirbelsäule von der Seite gesehen nach vorne gekrümmt, die Brustwirbelsäule nach hinten und die Lendenwirbelsäule wiederum nach vorne.

Das bedeutet, eine Krümmung der Wirbel ist von Natur aus vollkommen normal und hat keinen Krankheitswert. Je nach Richtung wird diese normale Krümmung als Kyphose oder Lordose bezeichnet. Wird jedoch die Biegung zu stark, kann dies Probleme verursachen.

Hyperkyphose – was ist ein Rundrücken?

Von einer Hyperkyphose, also einem Rundrücken, spricht man, wenn die Brustwirbelsäule stärker als normal nach hinten gekrümmt ist. Früher wurde dies auch als „Witwenbuckel“ oder „Buckel“ bezeichnet. Laut Definition liegt hierbei eine Krümmung der Wirbelsäule im Bereich der BWS (medizinisch: im thorakalen Abschnitt, deswegen auch thorakale Hyperkyphose) von über 40° vor.

Auch in anderen Sektionen der Wirbelsäule kann die Krümmung größer als normal sein. So spricht man zum Beispiel bei einer zu starken Krümmung der Lendenwirbel von einer Hyperlordose, im Volksmund eher als Hohlkreuz bekannt.

Ursachen für einen Rundrücken

Die Auslöser für eine Hyperkyphose sind vielfältig. Man unterscheidet grundsätzlich zwischen angeborener und erworbener Form. Bei der angeborenen Hyperkyphose lassen sich bereits bei der Geburt Fehlbildungen der einzelnen Wirbelkörper finden, sodass die abweichende Gestalt von diesen zum Bild der übermäßigen Krümmung der Brustwirbelsäule führt. Bei der erworbenen Form gibt es unterschiedliche Ursachen, die zur Entstehung eines Rundrückens beitragen können:

  • Bewegungsmangel: Ohne ausreichende Bewegung ist der Rücken nicht genügend trainiert, um Fehlhaltungen auszugleichen. Osteoporose: Wenn die Knochen brüchiger werden, verliert die Wirbelsäule an Stabilität und Form. Die Wirbel sinken in sich zusammen. Da dies oft bei älteren Frauen auftritt, sprach man früher auch von einem „Witwenbuckel“.
  • Entzündungen der Wirbel und Bandscheiben: Sie können sowohl zur Instabilität der betroffenen Knochen durch den Entzündungsprozess führen als auch bei Betroffenen eine Schonhaltung bedingen, die zu einem Rundrücken beiträgt.
  • Tumore und Metastasen: Sie können auf die Wirbelsäule drücken und so zu einer Verschiebung und Instabilität der Knochensubstanz führen.
  • Unfälle und Verletzungen der Brustwirbelsäule: Nach Ereignissen wie zum Beispiel einem Verkehrsunfall kann eine Hyperkyphose entstehen.
  • Morbus Scheuermann: Von der fehlerhaften Verknöcherung der Brustwirbel sind vor allem Jugendliche betroffen – Jungen häufiger als Mädchen.
  • Skoliose: Die seitliche Verschiebung und Krümmung der Wirbelsäule, abweichend von der normalen Längsachse, kann auch die Entstehung eines Rundrückens bewirken.

Sind die Ursachen nicht bekannt, spricht man von einer idiopathischen Hyperkyphose.

Für die erworbene Form charakteristisch ist, dass sie erst im Verlauf des Lebens auftritt. Zudem ist sie weitaus häufiger als die angeborene Form.

Rundrücken: Symptome und Folgen

Der sichtbare „Buckel“ ist nicht das einzige Symptom der Hyperkyphose, denn durch die Verschiebung der Wirbelsäule kann es zu weiteren Beschwerden und Beeinträchtigungen kommen. Ein Rundrücken verursacht bei den Betroffenen häufig Schmerzen. Diese kommen durch die vermehrte Belastung der Bandscheiben und Wirbel sowie die Verspannung der Rückenmuskulatur zustande.

Nicht selten schränkt ein Rundrücken auch die Beweglichkeit ein, was beispielsweise beim Autofahren zu Problemen führen kann. Ist die Bewegungsfreiheit durch einen Rundrücken so weit eingeschränkt, dass eine Drehung des Oberkörpers nur noch begrenzt möglich ist, kann unter Umständen der für die Verkehrssicherheit wichtige „Schulterblick“ nicht mehr durchgeführt werden.

Darüber hinaus kann eine schwere Hyperkyphose weitere Folgen haben:

  • Bei einer sehr starken Ausprägung der Hyperkyphose, meist im hohen Alter, ist ein aufrechter Gang oft nicht mehr möglich.
  • Ist die Wirbelsäule zu stark gekrümmt, vermindert dies den Platz im Brustkorb, sodass die Lunge sich weniger gut entfalten und es zu Problemen mit Atmung und Sauerstoffversorgung kommen kann. Dies kann zu einer erhöhten Sterblichkeit führen.
  • Da sich auch das Herz im Brustkorb befindet, werden gleichermaßen Herz- und Kreislauferkrankungen gefördert.
  • Durch die vornübergebeugte Haltung können die Organe im Bauchraum zusammengedrückt werden, was zu Schwierigkeiten bei der Magen-Darm-Passage führen kann.

Während Probleme mit Atmung, Herz und Magen-Darm-Trakt eher bei sehr schweren Formen der Hyperkyphose zu finden sind, kommen Rückenschmerzen und Einschränkungen der Beweglichkeit recht häufig vor. Außerdem leiden Betroffene nicht selten unter dem äußeren Erscheinungsbild eines Buckels, was im schlimmsten Fall zu Depressionen führen kann.

Wie erkenne ich eine Hyperkyphose?

Meist ist ein Rundrücken bereits mit dem bloßen Auge sichtbar. Bemerken Betroffene dies nicht selbst, werden sie gegebenenfalls durch Außenstehende darauf hingewiesen. Der Arzt kann einen Rundrücken ebenso oft bereits durch eine Blickdiagnose erkennen.

Um das genauere Ausmaß der Hyperkyphose zu bestimmen, kann ein Röntgenbild hilfreich sein. Hierbei findet die Winkelmessung nach Cobb Anwendung, bei der durch Ziehen von Hilfsgeraden im Röntgenbild der Winkel der vorliegenden Krümmung festgestellt werden kann. Eine Biegung der Brustwirbelsäule mit einem Winkel von mehr als 40° gilt dabei als krankhaft.

Gleichermaßen kann von außen am Rücken mit einem Kyphometer – dies ist nichts anderes als ein einfacher Winkelmesser – der Grad der Krümmung ermittelt werden.

Was tun gegen Rundrücken?

Eine Hyperkyphose lässt sich oftmals durch entsprechende Übungen korrigieren. Unsere Wirbelsäule und die umliegenden Strukturen sind ein Leben lang in der Lage, sich anzupassen. Wenn man diese trainiert und aktiv gegen den Buckel arbeitet, können große Verbesserungen erzielt werden, die im Vorher-Nachher-Vergleich auch mit bloßem Auge sichtbar sein können.

Regelmäßige Physiotherapie sowie Dehnübungen können sehr effektiv zur Behandlung einer Hyperkyphose beitragen. Diese Übungen können eigenständig zu Hause durchgeführt und auch von Gesunden zur Vorbeugung genutzt werden.

Ein weiterer Bestandteil der Therapie sind spezielle Atemübungen, die die verkrampfte Muskulatur entlasten sollen und der Lunge helfen können, sich wieder besser zu entfalten. Ebenso kann die Anwendung von Kinesio-Tape gegen Schmerzen und Verspannungen helfen.

Den Buckel wegtrainieren – drei Übungen für zu Hause

Die folgenden Übungen können gut zu Hause oder zwischendurch im Büro durchgeführt werden, wenn der Rücken aufgrund eines Rundrückens schmerzt oder man der Entstehung eines Buckels entgegenwirken will:

  • Katzenbuckel: Dazu geht man in den Vierfüßlerstand, die Hände werden schulterbreit und die Beine hüftbreit unter dem Körper positioniert. Zunächst die Brustwirbelsäule in Richtung Decke drücken, den Kopf dabei einrollen und einatmen. Beim Ausatmen schließlich ins Holzkreuz gehen und den Blick zur Decke richten. Dies kann beliebig oft wiederholt werden.
  • Superman: Eine sehr effektive Übung für die Rückenmuskulatur und die hintere Schultermuskulatur, die schnelle Erfolge zeigt, aber für Anfänger oft schwierig ist, ist der Superman. Hierzu in Bauchlage auf den Boden legen und die Arme anwinkeln, sodass die Handflächen nach unten zeigen und sich ungefähr auf Höhe der Ohren befinden. Nun so weit es geht die Brust vom Boden anheben und langsam wieder zurückbewegen. Wenn möglich, den Oberkörper nicht komplett wieder ablegen, sondern kurz vor dem Boden aufhören und die Spannung halten. Als zusätzliche Schwierigkeit und zum Training der Gesäßmuskulatur kann man die Beine in der Luft anhalten. Empfehlenswert sind dreimal 15 Wiederholungen.
  • Rudern: Meist sind bei einem Rundrücken die Schulter- und Brustmuskulatur verkürzt und verspannt, was zu erheblichen Schmerzen und Funktionseinbußen führen kann. Umso wichtiger ist es, diese Muskelgruppen zu trainieren. Wer ein Gummiband oder Theraband zu Hause hat, kann dieses für die Übung verwenden, ansonsten nimmt man ein einfaches Handtuch. Dieses um einen Türgriff oder um ein Geländer schlingen und mit beiden Händen festhalten. Spannung erzeugen, indem man sich leicht nach hinten lehnt. Die Füße hüftbreit hinstellen und leicht in die Hocke gehen, der Oberkörper bleibt immer gerade und die Schultern unten. Jetzt die Arme anwinkeln und wieder ausstrecken. Auch hier sind dreimal 15 Wiederholungen ausreichend.

Generell sollte man die Übungen immer so ausführen, wie es die eigene körperliche Kondition zulässt. Treten bei der Ausführung ungewöhnliche oder starke Schmerzen auf, sollte man die Übung sofort abbrechen. Empfehlenswert ist auch, sich die Durchführung zunächst von einer erfahrenen Person wie einem Trainer im Fitnessstudio oder – noch besser – von einem Physiotherapeuten zeigen zu lassen, um Verletzungen zu vermeiden.

Weitere Formen der Behandlung

Reicht das körperliche Training nicht aus, kann ein Korsett zum Einsatz kommen, das die Wirbelsäule wieder aufrichten soll, eine gerade Haltung fördert und Fehlhaltungen korrigiert.

In schweren Fällen der Hyperkyphose kann eine Operation erwogen werden. Hier gibt es zwei Methoden: die Kyphoplastie und die Spondylodese. Bei der Kyphoplastie wird mithilfe eines Ballons Knochenzement in die Wirbelkörper eingebracht, um diese aufzurichten. Bei der Spondylodese hingegen werden die Wirbel versteift.

Um die jeweils beste individuelle Therapie zu finden, sollte auf jeden Fall ein Orthopäde aufgesucht werden. Dieser kann den Schweregrad der Kyphose einschätzen und im Einzelfall entscheiden, welche Therapie sinnvoll ist.

Einem Rundrücken vorbeugen

Am besten lässt sich einem Rundrücken und anderen Haltungsschäden vorbeugen, indem man ausreichend Sport treibt und stets auf eine gesunde Körperhaltung achtet. Auch gezielte Übungen gegen einen Rundrücken können helfen, Haltungsfehler zu korrigieren und einer Hyperkyphose effektiv vorzubeugen.